© erlebe.bayern – Peter von Felbert

Der Almabtrieb in den Alpenregionen

Tradition zum Miterleben

Mal greifbar nah und klar, mal ganz leise in der Ferne – was zwischen beeindruckenden Fernblicken und deftiger Hüttenjause einfach zu einem Tag in den (Vor-)Alpen gehört, ist das Kuhglocken-Geläut. Jeden Sommer leben und arbeiten Mensch und Tier gemeinsam hoch oben auf den oberbayerischen Almen, so wie es seit Langem Tradition ist. Doch wenn die Tage wieder kürzer werden und das Wetter am Berg unwirtlicher wird, müssen natürlich auch alle Vierbeiner wieder gesund ins Tal zurück gebracht werden. Der traditionelle Almabtrieb in den Alpenregionen ist ein unvergleichliches Erlebnis, das Sie sich nicht entgehen lassen sollten.


Das Ende eines Almsommers

Der traditionelle Almabtrieb bedeutet in den Alpenregionen den feierlichen Abschluss eines weiteren Sommers auf der Alm. Das Vieh wird festlich geschmückt, um anschließend den Weg von den Almen in Bayern, Österreich und der Schweiz hinunter ins Tal zu beschreiten, wo die Tiere in ihren warmen Ställen überwintern. Jede Region pflegt hierbei ihre Bräuche auf individuelle Art.

Aufi geht’s!

Der Zeitpunkt des Almabtriebs variiert jedes Jahr und hängt von den ersten Kälteeinbrüchen oder dem zu Neige gehenden Graswachstum auf den Bergwiesen ab. Meist fällt dies auf den Zeitraum zwischen Mitte September und Anfang Oktober.

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Bosch’n, Kränze und Sterne

Da „Fuikln” die Augen – gemäß der langjährigen Tradition wird das Vieh für den Almabtrieb festlich geschmückt. Hierbei gibt es regionalbezogene Unterschiede zu beobachten. Im Berchtesgadener Land erhalten die Kühe einen Kopfschmuck namens „Fuikln”, während die Kälber mit Latschenbosch´n geschmückt werden.

Charakteristisch sind dabei die vier zusammen gebundenen Kränze aus Tannengipfeln, welche mit bunten, selbstgefertigten Holzspäne-Sternen verziert werden. All dies wird in mühevoller Handarbeit gefertigt. Der große handwerkliche und zeitliche Aufwand zahlt sich jedoch aus, denn die prachtvoll geschmückten Kühe und Kälber bieten ein feierliches Bild.

Für die Kühe im Nationalpark Berchtesgaden führt der Weg zurück in den Stall sogar übers Wasser.
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Kennst mi noch? Im Tal angekommen müssen Bauer und Kuh wieder zueinander finden.
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Der Schmuck gibt unter anderem auch Auskunft darüber, wie der Sommer in den Bergen verlaufen ist. Geschmückt wird nämlich nur, wenn das Jahr ohne schlimme Vorkommnisse überstanden wurde. Sollte innerhalb der Herde oder unter den Hirten ein Unglück geschehen sein, so wird auf den Schmuck verzichtet und damit Gedenken und Anteilnahme ausgedrückt.

Per Schiff zum Stall

Mit zahlreichen Helfern wird schließlich dafür gesorgt, dass das Vieh gesammelt und unbeschadet den teilweise langen Weg von der Alm ins Tal findet. Ein Abtrieb der ganz besonderen Art findet jedes Jahr am Königssee statt. Um die Kühe von den Salet-Almen ins Tal zu bringen, führt der Weg mithilfe von sogenannten „Landauern”, also großen Transportschiffen, über den malerischen Königssee. Dabei sind die Hirten und ihre Helfer festlich, dem Anlass entsprechend, in der traditionellen Tracht gekleidet.

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Der Almabtrieb in den Alpenregionen stellt Jahr für Jahr eine wahrlich spannende Angelegenheit dar, denn es erfordert gute Koordination und Zusammenarbeit der Hirten und Helfer. Was jedoch darüber hinaus noch viel wichtiger ist, ist die Beziehung zum Vieh. Das tiefe Vertrauen und die Verbindung zwischen Mensch und Tier ermöglichen es, den Weg gemeinsam zu bestreiten.

Bauer sucht Kuh?

Im Tal angekommen wartet eine augenscheinlich unlösbare Aufgabe. Am sogenannten Viehscheideplatz werden die Tiere an ihre rechtmäßigen Besitzer übergeben. Es ist ein wahres Spektakel, dabei zuzusehen, wie jede Kuh zurück zu „ihrem” Bauern findet. Denn diese kennen ihr Vieh ganz genau und am Ende kehrt jede Kuh in ihren Heimatstall zum Überwintern zurück. Neben Rindviechern kehren auch Schafe, Ziegen und Pferde von den Almwiesen zurück ins Tal.

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Am Festplatz des Dorfes wird dann der erfolgreiche Almabtrieb traditionsgemäß bei regionalen Spezialitäten, einer Maß Bier und zünftiger Musik gefeiert. Oftmals bilden Handwerks- und Bauernmärkte den Rahmen des Festes, welches den wunderbaren Abschluss einer traditionsreichen Brauchtumspflege in den Alpenregionen darstellt.

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